Die offizielle Anmeldung
- Maya
- 29. Mai 2024
- 5 Min. Lesezeit
Es wurde Ende des Jahres .... das neue Jahr begann.... Die Inflation hatte uns voll im Griff.... Alles wird teurer, das Geld wird knapper....
Genau diese Situation hat sich auch ganz stark auf das Business der Sexarbeit niedergeschlagen. Ja man sagt immer, gesoffen, gefickt und gestorben wird immer.... Doch auch hier werden Abstriche gemacht. Die Porno Kinos wurden leerer, die Entspannung blieb auf der Strecke, das Gehalt im Hauptjob blieb gleich. Ich musste mir etwas einfallen lassen.
Ich kam immer wieder auf das Thema Sexarbeit. Es muss einen anderen Weg geben, als mich in einer Escort-Agentur anzumelden. Was wäre mit einem Bordell, Nachtclub, FKK Saunaclub oder dem bekannten Laufhaus? Wie komme ich in diese Etablissements? Was muss ich dafür tun? Ist es das richtige für mich? All diese Gedanken schwirrten mir plötzlich durch den Kopf. Ein Gewerbe anmelden war mir zu dem Zeitpunkt allerdings peinlich. Mir einen Termin im Rathaus zu machen und bei der Gewerbeanmeldung zu sagen, ich möchte als Prostituierte ein Gewerbe anmelden, hatte für mich einen bitteren Beigeschmack. Wer geht schon freiwillig ins Amt und outet sich als Sexarbeiterin? Diese Hürde ist durch die Gesellschaft noch immer sehr stark geächtet denn der Job der Sexarbeiterin ist bei Weitem noch nicht Gesellschaftsfähig. !Leider! Es ist doch eigentlich nichts dabei. Jeder macht es und keiner spricht darüber, dennoch Jeder Mensch in unserer Gesellschaft hat Sex. Es ist etwas ganz Natürliches und nichts Verwerfliches. Es gilt schließlich als das älteste Gewerbe der Welt.
Mit diesem Gedanken habe ich mich an meine Recherchen herangesetzt. Ich habe bei Google eingegeben, Anmeldung Prostituierte und habe prompt Informationen erhalten, was ich zur Anmeldung nach dem Prostitutionsschutzgesetz benötige. Schon ein komisches Gefühl, das kann ich euch sagen.
Da steht doch in den ersten Sätzen: "Kernelemente des Prostitutionsschutzgesetzes, das am 1.Juli 2017 in Kraft getreten ist, sind die Anmeldepflicht sowie eine gesundheitliche Pflichtberatung für Prostituierte und die Erlaubnispflicht für das Prostitutionsgewerbe. Seit dem 1.Januar 2018 müssen alle in der Prostitution tätigen Personen angemeldet sein, beziehungsweise sich bei neu aufgenommener Tätigkeit anmelden. (...)" (Quelle: www.stadt-koeln.de)
Also brauch ich gar kein Gewerbe? Ich recherchiere weiter. Was bedeutet diese Anmeldung? Auf der Seite www.prostitutionsschutzgesetz.info finde ich alle Unterlagen, die ich mitbringen muss. Es reichen ein Lichtbild und ein Personalausweis / Reisepass. Weiter heißt es, es muss eine gesundheitliche Beratung erfolgen nach §10 Absatz 1 Prostitutionsschutzgesetz. Ich informiere mich weiter und finde heraus, dass es tatsächlich ausreichend ist, beim Gesundheitsamt in der Stadt einen Termin zu machen, in der man hauptsächlich arbeiten möchte. Da ich noch nicht sicher war, in welche Stadt es mich verschlagen wird, habe ich mich für meine Heimatstadt entschieden. Ich habe mir über die Homepage der Stadt einen Onlinetermin beim Gesundheitsamt gebucht. Hier hat man die Auswahlmöglichkeiten, blaue Karte ist vorhanden oder ich habe noch keine blaue Karte. Oh man, was ist das denn schon wieder? Ganz einfach. Die blaue Karte ist der Nachweis über die gesundheitliche Beratung.

In dem Gespräch der gesundheitlichen Beratung erhält die Dame Informationen darüber, dass alle sexuellen Dienstleistungen einer Kondompflicht unterliegen, welche sexuell übertragbaren Krankheiten es gibt, wie man sich schützen kann und welche Anlaufstellen es gibt, die man neben seinem persönlichen Frauenarzt aufsuchen kann, in denen anonyme Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV, Hepatitis etc. gemacht werden können. Ich hab es über mich ergehen lassen und kam mir etwas vor wie in der 8.Klasse des Bio-Unterrichts. Sexualkunde live. Aber ich dachte mir, immerhin gibt es dieses Angebot. Besser so, als nicht aufgeklärt.
Wenn man dieses Gespräch durchgeführt hat, bekommt man die oben gezeigte blaue Karte. Nach dieser, wird die grüne Karte, der sogenannte "Hurenpass" ausgestellt.
Dies ist ein Ausweis, mit dem auch die Meldung beim Finanzamt einhergeht. Der Vorteil ist, wenn man diese Anmeldung über das Ordnungsamt oder Gesundheitsamt der jeweiligen Stadt vornimmt, geht die Meldung nur an das Finanzamt. Meldet man ein Gewerbe an, werden viele weitere Stellen informiert und es wird weitläufiger bekannt gemacht.
Direkt im Anschluss an die gesundheitliche Beratung habe ich den offiziellen Anmeldeteil hinter mich gebracht. Nach ca. 30 Minuten war ich im Besitz meiner offiziellen Anmeldung. Es ist ein offizielles Ausweisdokument, das für die offizielle Arbeit als Sexarbeiterin nötig ist. Dies ist der Nachweis, dass man offiziell als Sexarbeiterin in Deutschland gemeldet ist und legal dem Prostitutionsgewerbe nachgeht. Eingetragen werden alle Bundesländer Deutschlands, somit ist der Wahl der Arbeitsstelle keine Grenze gesetzt.
Und so sieht der sogenannte "Hurenpass" oder auch die grüne Karte aus:

Hier wird ein Foto eingeklebt und die persönlichen Daten werden eingetragen. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, diesen Pass auf einen Alias-Namen ausstellen zu lassen, was das Ganze noch einmal etwas anonymer macht. Ich habe mich für einen Alias-Namen entschieden und habe somit 2 Ausweise erhalten. Den Pass mit meinem Alias führe ich mit, den Pass mit meinem bürgerlichen Namen lasse ich zu Hause. Es ist nur wichtig, dass eine grüne und eine blaue Karte (natürlich mit dem übereinstimmenden Namen) vorgelegt werden können. Es ist nicht verpflichtend, dass diese Namensangaben mit dem Personalausweis oder Reisepass übereinstimmen.
Ich für meinen Teil lasse auch meinen Personalausweis im Auto oder zu Hause, um komplett anonym zu bleiben und mich vor Stalkern zu schützen.
Ihr braucht also vor dem Termin der Anmeldung keine Angst haben. Es werden für die gesundheitliche Beratung keine persönlichen Daten gespeichert, diese werden tatsächlich nur für den grünen Ausweis bei der Stadt eurer Wahl erfasst. Ihr bleibt unerkannt und es wird alles diskret behandelt. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Ämtern bekommen jeden Tag zig Personen zu Gesicht und sind sehr emotionslos. Ihr werdet nicht verurteilt für das was ihr tut. Da braucht ihr euch keine Gedanken machen. Traut euch, denn nur offiziell ist legal. Ihr könnt die Anmeldung auch jederzeit wieder abmelden. Ihr braucht nur einen Termin im Gesundheitsamt / Ordnungsamt, in dem ihr die Papiere erhalten habt, machen und gebt die Papiere zurück. Schon seid ihr wieder abgemeldet.
Als ich das Gesundheitsamt mit den Dokumenten verließ dachte ich mir, nun ist es offiziell. Ich habe eine neue Person, eine Alibi-Persönlichkeit geschaffen, die offiziell mit Sex Geld verdienen kann. Es ist ein komisches, befremdlichen Gefühl. Doch das lässt nach kurzer Zeit nach. Ich kenne das Thema Sexarbeiterin bisher nur aus dem Fernsehen oder aus Erzählungen. Klar, als Frau hat man ja zu diesen Etablissements keinen Zutritt. Das ändert sich nun. Der Hurenpass ist ein Türöffner in eine uns sonst komplett verborgene Welt. Das Doppelleben kann nun starten. Sobald ich die Arbeit beginne, werde ich mein Privatleben ablegen und meine Alias-Persönlichkeit annehmen. Allein durch diese Tatsache habt ihr die Möglichkeit, das Privatleben von der Sexarbeiterin zu trennen. Es kann euch so schnell kein Stalker auf die Schliche kommen und ihr werdet auch nicht direkt von Freunden oder Bekannten gefunden. Über die Erfahrungen, die ich gemacht habe, werde ich euch in den nächsten Beiträgen berichten. Seid gespannt auf tiefe Einblicke in das älteste Gewerbe der Welt. Ihr seid hautnah dabei, wenn ich meine ersten Gehversuche in dieser neuen Welt mache.
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